Spannung „Hamlet“ zwischen Kontingenz und Notwendigkeit bei Shakespeare

Die berühmte Tragödie „Hamlet“ stellt allerdings die Spitze weltlicher Literatur dar. Sie ist das Eigentum der gesamten Menschheit als das Drama des Menschen in der Nichtzeitlichkeit Geistes. Der Inhalt ist wohlbekannt.

Prinz Hamlet kehrt von seinem Universitätsstudium zurück, um der Beerdigung seines Vaters anwesend zu sein. Er ist aber entsetzt: seine Mutter, die Königin Gertrude, wurde nur einen Monat nach dem Tod des Königs von seinem Bruder Claudius (= der neue König) geheiratet. Sie versucht den Sohn zu trösten (= „Alles was lebt, muß sterben, durchläuft die Natur zur Ewigkeit“) ohne den Erfolg. Ihm klingt alles als „Gemeinsache“ aus dem Mund der Mutter. Seine Distanz entspringt aus seinem Urteil (= „Schwachheit, dein Name ist Weib“).

Der Geist des verstorbenen Vaters tritt ins Spiel. Er teilt dem dänischen Prinzen Hamlet die grobe Wahrheit mit: der Vater wurde von seinem Bruder Claudius ermordet. Der Geist gab ihm auch den Auftrag, das Verbrechen zu rächen. Das Drama der Tragödie taucht so weiter aus tiefer moralischer Erwägung „Leid nach dem Vater und Sinn der Rache“ auf.

Unerträgliche Spannung!

„Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage … “

enthält ein Problem: das Verb „sehen“ (= zum Beispiel) ist sinnvoll aus möglicher Situation: die Aussage „ich sehe“ ist die Negation der Aussage „ich sehe nicht“. Aber! Das Verb „sein“ ist sinnlos aus unmöglicher Situation: die Aussage „ich bin“ ist keine Negation der Aussage „ich bin nicht“. Denn das Verb „nichtsein“ (= es existiert nicht) ist sinnlos.

Aber! Das Wunder kommt erst in der Fortsetzung:

„ …
Ob's edler im Gemüt, die Pfeil' und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden, oder,
Sich waffend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden. Sterben – schlafen –
Nichts weiter! - und zu wissen, dass ein Schlaf
Das Herzweh und tausend Stöße endet,
Die unsers Fleisches Erbteil – 's ist ein Ziel,
Aufs innigste zu wünschen. Sterben – schlafen –
Schlafen! Vielleicht auch träumen!
… “

Ja! Ja!

Anschaulich hier steht ingeniöse Idee

– „weder Sein noch Nichtsein sondern ein Ziel“ –

aus der Unfreiheit „etwas notwendigerweise annehmen“, nicht aus der Freiheit „etwas so oder so auswählen“. Das Zusammentreffen mit den Höflingen Rosenkrantz und Guildenstern war dramatisch und bestätigt die vorige These. Hamlet hat ihnen gesagt:

– „An sich ist nichts entweder gut oder böse, sondern das Denken erst macht es dazu“.

Ja! Das ist leicht so nach der Logik in der Kontingenz. Aber! Das Denken schwebt dort noch immer im Zustand einer Introspektion: die Frage „Ist Horatio mein Freund?“ bleibt in einer dauernden Ungewißheit

– Horatio ist entweder mein Freund oder mein Feind.

So erst nach einer Ungewißheit folgt „Horatio ist mein Freund!“ aus der Introspektion. Diese Unentschiedenheit ist aber unmöglich in der Welt der Notwendigkeit aus dem Urteil

– Horatio ist weder mein Freund noch mein Feind sondern ein normaler Mensch.

So meinem Ausdruck des Verständnisses nach trägt die Antwort in der Notwendigkeit eine Aussage mit dem „Kern der Idee“

– „weder gut noch böse“ sondern das heilige Angebot „Seligkeit an sich“ Gottes-

für die Bestimmung des Verhältnisses zwischen Kontingenz und Notwendigkeit. Daraus muß eine neue Logik aus neuer Ontologie (= ohne Möglichkeit der Alternativen) entspringen. Sie entsteht aus reiner Unfreiheit in ontologischer Realität ohne Widerstand dem Projekt „Fluß der notwendigen Logik“ in notwendiger Vernunft. Mit ihrer Aufgabe aus reiner Unfreiheit:

– wie drücken Vereinbarkeit aus reiner Unvereinbarkeit aus?

Der Geist Hamlets ist ähnlich dem Begriff „Geradelinigkeit“ aus relativistischer Theorie. Ist er „euklidisch“ oder „nichteuklidisch“? Diese Frage betrifft die Kontingenz. Antwort ist aber unmöglich: er ist weder „euklidisch“ noch „nichteuklidisch“ sondern „etwas drittes“ in der Notwendigkeit und erst später mit der unbestimmten Eigenschaft „entweder euklidisch oder nichteuklidisch“ abhängig von der Interpretation in der Kontingenz. Ein solcher Vergleich stellt unangenehme Realität „entweder so oder so“ als eine wahre Schwäche der Kontingenz dar. Er betrifft alles! Im Streit mit kontingenter Logik steht nämlich ein Anspruch:

– weder Existenz der Zahlen noch Nichtexistenz der Zahlen sondern ein Überbegriff „Zahl“ (= ohne Möglichkeiten „Teilung“ und „Menge“) –

schafft jede Vorstellung (= in der Kontingenz) von der Notwendigkeit ohne Alternativen ab. Das Schicksal Hamlets entschleiert überraschend alles! Durch den Wald der Schwierigkeiten.

Zum Beispiel!

Entsteht ein Problem. Zehn Gebote Gottes haben in Judentum so wie in Christentum den zentralen Rang theologischer Ethik. Etwas ist sofort problematisch: was anbelangt Lage von Hamlet, zwei Gebote stehen gerade im Streit:

„Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott dir gibt“

und

„Du sollst nicht morden“.

Die Lehre Gottes ist also klar: die Eltern verehren und nie töten! Hamlets Ziel ist so die Rache dem Onkel aus der Verehrung Vaters. Die Rache im Sinne der Vernichtung des Übels soll unbedingt untergenommen werden. Genau nach dem Antrag Vaters. Aber andererseits muß er eben aus dieser Verehrung noch töten. Ein scharfer Widerspruch. Ist damit die Verehrung Vaters in Gefahr?

Nein! Alles ist in Gefahr! Warum?

Wir wissen etwas wichtiges erst aus den neuen Zeiten: das Russellsche Paradoxon herrscht in der Kontingenz. Also! Die Menge der Gebote (= als die Menge aller Mengen mit den ethischen Regeln) enthält alle Elemente erst mit der Eigenschaft „Ausschließung“ aus dieser Menge.

Also!

Hamlets Vater mit seinem Auftrag „Rache“ schließt sich selbst auch aus der Menge der ehrlichen Menschen (= sie ist auch leicht eine Menge aller Mengen mit den ethischen Regeln) aus. Er ist nämlich (= durch seinen Auftrag) die Ursache einer Reihe der späteren Unglücke. Aber eben die Ausschließung ist sofort die Bedingung seiner Einschließung in diese Menge! Das ist das Paradoxon ohne den Sinn in der Notwendigkeit: der Begriff „Menge“ ist aber ja abwesend aus dem Unsinn „Teilung“.

Alles ist also sinnlos aus notwendiger Perspektive: ein Mensch kann nur aus ontologischer Unterlage existieren. Demzufolge kann er auch nie „getötet werden“: das Drama des Lebens geschieht keineswegs ausschließlich in der Kontingenz. Enträtselung aller kommt allerdings erst im Hintergrund des Lebens. Dort ist die wahre Gefahr für den Übeltäter ohne Buße. Ist die Rettung Hamlets jetzt möglich? Ja! Er ist ein Zauderer voll der Buße. Ihm ist unmöglich ein Außenkampf ohne einen Innenkampf mit sich selbst durchzuführen. So praktisch hilft er dem Onkel. Andererseits wartet das Leben seine Bereitschaft nicht. Entwickelung tragischer Ereignisse nur verschlechtert seine Lage. Unentschlossenheit herrscht mit ihm. Er ist kein Mörder. Um seine Rache vorzubereiten, entschied er auch den Wahnsinnigen zu spielen. Ihm ist klar: er ist unter Beobachtung. Neue Opfer sind Polonius, Ophelia und Laertes. Claudius steht allein vor dem Gericht Gottes. Er hat sich selbst die Strafe untergeschrieben: das ist das Schicksal des Mörders. Sehr schmerzlich und traurig. Was ist der Inhalt der Strafe? Es ist das Verschwinden der Existenz im Sinne: „etwas“ bleibt! Was? Die Verbindung der denkenden Funktionen mit der ontologischen Unterlage wird zerstört. So sind die Zustände „Software“ und „Hardware“ von einer Lücke streng abgetrennt. Wach sein in diesem Zustand ist reine Grausamheit. Der Preis für das Leben ist hoch. Es darf nie leichthin angenommen werden.

Also: eine totale Schizophrenie ist anwesend. Spaltungsirresein! Unsere Gedanken mit den Gefühlen wandern in reiner Peinlichkeit ohne Hilfe nach der tragischen Entscheidung „töten“ in der Freiheit ! Hölle!

Der Preis für die Freiheit ist unvorstellbar hoch. So ist aus dem Wert des Lebens:

das Leben ist als ein Erzeugnis der Notwendigkeit das Objekt der Heiligkeit; und jedes Spiel mit ihm ist sehr gefährlich.

Das Tun in der Freiheit ist die teuerste geistige Wirkung in der Kontingenz mit dem Ergebnis: jede Unverantwortung wird bezahlt.

Hamlet bleibt bis das Ende nur mit seinem Freund Horatio. Der Lauf der Zeit arbeitet aber gegen ihn. Er akzeptierte alles aus einer Transzendenz seines Geistes:

„Bereit sein ist alles“.

Ohne die Anwesenheit in der Zeit:

„Die Zeit ist aus den Fugen“.

So ist buchstäblich im Verfahren „Quantisierung der Zeit“! Ja! Hamlet überwindet die Zeit! Und Shakespeare zusammen mit ihm! Warum?

Zurück jetzt zum Begriff „alles“! Er ist praktisch möglich nur als eine Vorstellung: sie stellt in einer Dimension „nicht definierbare Anzahl“ von Dingen dar. Andererseits betrifft er auch eine andere Dimension „unbestimmte Gesamtheit der geistigen Zustände“: sie sind denkbar. Aus den beiden Seiten können wir dafür von einer „Situation“ aus den verschiedenen Quellen der Informationen zu sprechen.

Diese „Situation“ ist anschaulich dual:

„alles“ ist eine Gesamtheit der Innensituationen (= innere „alles“)

oder

„alles“ ist eine Gesamtheit der Außensituationen (= äußere „alles“)

Aber!

Das Problem „Hamlet“ trägt nur die Innensituationen aus der Außensituationen. Deshalb kann eine innere Entscheidung nur aus der Außensituation entspringen:

„bereit sein“ ist „alles“, (= innerlich)

und

„alles“ ist „bereit sein“, (= äußerlich).

Also!

„Bereit sein“ und „alles“ können keineswegs kommutieren: das Abnehmen endet mit einem Nicht-Null-Wert unbekannter Entität.

Das heißt:

„Bereit sein“ minus „alles“ = „etwas“.

Max Born (= ein von den Begründern der Quantentheorie) müßte jetzt diese Bemerkung aus seiner Regel der Nichtkommutation

pq – qp = h / 2πi

erkennen (= als Folge der Freiheit in der Kontingenz) und erlauben. Im allgemeinen muß diese Form in der Quantenlogik gelten.

Damit müßte auch Hamlet im Nebel der Unentschiedenheit aus den unbekannten Gründen allein bleiben: was ist überhaupt im Leben eine solche Konstante „etwas“?

Aus seiner Lage stand:

„Bereit sein“ ist „innere Beständigkeit“ (= „etwas“)

und

„Alles“ ist „äußere Beständigkeit“ (= „etwas anders“)

wobei die Aussage

– „innere Beständigkeit“ minus „äußere Beständigkeit“ = „etwas drittes“ in der Kontingenz –

spricht von einem Unbekannten (= „etwas drittes“).

Hamlet weiß „etwas“ ohne das Wissen von „etwas drittes“: er sucht es unaufhörlich ohne den Erfolg. „Alles“ ist mehr in seinem Gefühl, nicht in seinem Gedanken.

„Something is rotten in the state of Denmark“!

Was? Das Problem ist „etwas drittes“. Als Folge entspringt das Hauptproblem: ist es eben in der Entscheidung „bereit sein“?

„Bereit sein“ ist jetzt reine Ungewißheit (= das Problem „Heisenberg“) als eine tragische Konsequenz des Zerfalls im Zustand der Welt am Anfang der Kontingenz (= erst nach der Ursünde):

„innere Beständigkeit“ und „äußere Beständigkeit“ waren dasselbe nur in der früheren Welt mit den Gesetzen aus der Notwendigkeit.

Um was ging?

Trivial: das neugeborene Wesen in der Freiheit versuchte noch die Bedingung des Wissens zu erobern. Die Geschenke „Freiheit“ und „vollständiges Wissen“ waren ihm ungenügend: er wünschte für sich auch die schon existierende Bedingung des Wissens versichern. In diesem Versuch (= Inhalt der Ursünde) liegt noch heute Quelle menschlicher Albernheit.

So im Wirbel der Überlegung blieb noch die alte Frage:

ist das Verständnis nur ein Ergebnis der Kenntnis oder Erkenntnis?

Die vollständige Kenntnis wirkt undemokratisch: sie ist unvereinbar mit der Freiheit in der Kontingenz! Daraus weiter folgt: die Begriffe „Kenntnis“ und „Kontingenz“ können nur in einer Spannung stehen. Oder praktisch: die kontingente Kenntnis wird nur von den Fugen in der Struktur des vollständigen Wissens zusammengesetzt. Sie ist solcherweise nur eine Frage der Wahrscheinlichkeit ob etwas zwischen ungewißen Fugen geschieht oder nicht. Alles läuft in der Abhängigkeit von uns unbekannter Zielgerichtetheit ohne Einsicht in der Kontingenz. Uns bleibt so als Folge nur eine Erkenntnis zur Verfügung übrig. Mit der Hoffnung: erst in der Notwendigkeit Gottes ist die Gleichheit

Kenntnis = Erkenntnis

ein Ausdruck des vollständigen Wissens aus der Logik Gottes

„weder Kenntnis noch Erkenntnis“ sondern notwendigerweise „Erkennntnis = Kenntnis“.

Ja! Wir wirken wirklich aus einer Freiheit. Aber ehrlich ist auch zu gestatten: das Tun ist oft das Ergebnis einer Macht aus den inneren Umständen ohne Verbindung mit dem Bewußtsein. Diese Möglichkeit betrifft die notwendige Tätigkeit von Menschen ohne das Wissen von der Quelle des Wissens. Die ewige Frage „Wie?“ wird scharf von möglicher Antwort abgetrennt. Aus dieser Perspektive ist wirklich nur wenig zu sagen.

Rien ne va plus!

Also!

Das Leben bestätigt diese These. Die Spuren der Notwendigkeit sind praktisch verborgen in der Kontingenz. Sie sind aber wirksam und entschleiern die Schwäche der Kontingenz. Eine Unruhe aus dem Gewissen verhindert die Erhaltung des Geheimnisses. Früher oder später alles wird bekannt.

Beschließung ist einfach:

Hamlet war wirklich ein Opfer der Härte im Geiste Vaters. Eine Vorsicht dem Sohne wäre ehrlich, aber die Rache des Sohnes erfordern, keineswegs. Trotz der Grausamheit folgt dem Befehl

„Revenge his foul and most unnatural morder“

kein Gefühl der Gnade für den Sohn. Ist ein heikelischer Auftrag ohne Sorgen für den Sohn moralisch? Krieg der Kontingenz gegen Ethik Gottes ist einfach unannehmbar. Das Drama entspringt so nur aus menschlicher Schwäche. Oder: aus dem Übel in der Kontingenz ohne die Verdammung der Rache (= das Schicksal des Onkels war schon ohne die Rache besiegelt) und ohne das Verständnis der Rache aus ihrer Natur.

Der ganze Inhalt der Kontingenz liegt im Paradoxon. Zusammen mit dem Abstand von der Schwierigkeit in der Dramatik „Hamlet“:

„Der Rest ist Schweigen“.

Warum ist auch in diesem Falle ein Paradoxon? Wir glauben oft in ganz intuitiver Weise: das Schweigen ist unsere Abwehr durch eine Leere ohne den Inhalt. Aber falsch. Der Inhalt ist oft voll moralischer Macht mit dem Licht zwischen Undefinierbarkeit und Unwissenheit. Bei Shakespeare ist diese Schwierigkeit klar darstellbar. Aber ohne die Lösung. Warum?

Der mögliche Ausweg wäre nur aus der notwendigen Logik

– weder „etwas“ noch „etwas anders“ sondern „etwas drittes“ –

im Sinne

– weder Unlösbarkeit (= „alles“) noch Ungewißheit (= „bereit sein“) sondern notwendigerweise „etwas drittes“ (= in der Kontingenz unbekannt).

Die Idee birgt vordergründig eine Vorausetzung, daß auch das Wissen (= ohne das Wissen von dem Wissen) das mögliche Wissen ist, von dem man etwas wissen kann.

Hamlet spricht so in der Kontingenz (= ohne das Verständnis) um „etwas drittes“ gerade im Namen der nichtzeitlichen Logik Gottes. Alles klar: „etwas drittes“ ist logisch unerreichbar.

Das Drama „Hamlet“ ist so die tiefste Darstellung der Unerfolg „Freiheit“. Warum? Hamlet lebt in kontingenter Logik mit dem noch einmal betonten Anspruch aus notwendiger Logik

– weder „wissen etwas“ noch „wissen etwas anders“ sondern notwendigerweise „wissen (= ohne das Verständnis in kontingenter Logik) etwas drittes“ (= mit dem Verständnis in notwendiger Logik).

„Etwas drittes“ bleibt so unbekannt aus der Lage in der Kontingenz: wie kann Hamlet etwas überhaupt wissen?

Ins Spiel kann weiter ein sprachliches Mißverständnis einzutreten. Die berühmte Aussage von Sokrates

– „Ich weiß, daß ich nichts weiß“ –

war sehr wahrscheinlich ein Übersetzungsfehler aus Altgriechisch. Die richtige Aussage aber lautet

– „Ich weiß, daß ich nicht weiß“ im Sinne „Ich weiß als Nicht-Wissender“.

So sagte Sokrates praktisch nicht, daß er nichts wisse, sondern fragte damit etwas wesentlich anders: ist das Wissen von dem Nichtwissen eben ein Wissen von dem Wissen? Er sucht den Weg zum wissenden Nichtwissen ohne das Paradoxon im Schatten der Transzendenz.

Kann jetzt uns Hamlet ohne das Scheinwissen doch etwas von dem „dritten etwas“ zu sagen?

Die Frage betrifft vor allem das Problem „Freiheit“! Flucht in Freiheit bedeutet Abschied von der Transzendenz. Mensch ist jetzt allein ohne das vollständige Wissen.

Ja! Hamlet bleibt allein ohne die Antwort aus der Logik. Nur seine Gefühle sind tätig: aus der Tiefe seiner Seele strahlt eine Bestätigung der Verbindung mit der Transzendenz.

Das Projekt „Freiheit und vollständiges Wissen ohne seine Bedingung“ war reiner Unerfolg einer Idee aus dem Gefühl „Liebe“ in der Notwendigkeit. Wird neue Menschheit die Struktur der Ursünde verstehen oder nicht? Und eine Lehre aus dieser Tragödie ausziehen oder nicht? Möglichkeit „Hamlet“ öffnet menschliche Hoffnung: dem Grundgesetz neuer Welt nach

– weder gut noch böse sondern normal (= mit dem bestimmten Maßstab für alles) –

ist ein solches Ziel erreichbar. Wir träumen von ihm. Ist alles nur ein Verhör des Gewissens? Können wir eine Lösung herausfinden?

Woher kommt alles? Ich weiß es natürlich nicht. Der Introspektion ist aber wohl bekannt: ich bin nicht allein. Jemand ist fähig mit unserem Tun aus unserem Unterbewußtsein beschäftigt zu sein. Ihm ist alles bekannt. Er ist anwesend in jedem Menschen. Ich glaube Ihm ohne das Wissen. Er ist ein geistiger Führer und Bedingung der Ruhe. Übel kommt aus anderer Stelle. Abwehr von den Schwierigkeiten kommt aber eben aus dieser Stelle im Hintergrund unserer Existenz. Also! Das Leben ist nicht umsonst. Es bedient einem Ziel und stammt aus geistigem Maßstab für alles. Diesem Ansicht nach ist das Leben auch eine Herausforderung für den unbekannten Geist. Ohne Ihn wäre „Hamlet“ unmöglich. Aus Ihm wurde der weltlichen Literatur reine Schönheit einer Seele begabt. Shakespeare hatte so Glück nur als ein Medium dieser Macht zu wirken. Autorschaft ist nämlich keine Eigenschaft von Menschen. Wir sind durch Beobachtung unaufhörlich beobachtet. Ausschließlich als arme Ableitungen von diesem Geist. Genug für geistiges Gleichgewicht „nichts kann Zufall sein“ im Gefühl von Hamlet. Ein Widerstand aus der Logik ist von je einfach unmöglich. Was für einen Sinn dabei geht? Etwas ist sicher: niemand kann es wissen. Etwas anders ist auch sicher: erst aus dieser Unwissenheit entspringt das „Verständnis“ des göttlichen Rätsels „Hamlet“ aus der Hand von Shakespeare.

Ja! Ja!

Was bringt das Duell zwischen Hamlet und Laertes am Ende? Es beginnt als eine Darstellung unglücklicher Logik „entweder oder“ in dem langdauernden Prozeß „Kampf“. Die Ereignisse „Verwundung Hamlets“ und „Unterbrechung Kampfes“ bezeichnen das Ende der Wirkung dieser Logik. Nämlich! „Fortsetzung Kampfes“ wirkt als die Entstehung neuer Logik „weder noch“. „Ausschließung“ aus alter Logik resultiert mit den Ereignissen (= Laertes wurde vernichtet, König wurde getötet, Königin stirbt von dem Gift – das für den Hamlet vorbereitet wurde). „Einschließung“ in neue Logik ist aber ein kurzdauerndes Ereignis: der Abschied mit Hamlet.

Das Duell bietet so das Verständnis!

Nur der Tod führt der Lösung des Rätsels nach dem göttlichen Rezept „Reset“:

– Ausschließung aus alter Logik „Rache in menschlicher Freiheit“ und Einschließung neuer Logik „Flucht in göttliche Unfreiheit“.

Mit dem Abschied:

„Now cracks a noble heart. Good night sweet
         prince, And flights of angels sing thee to thy rest!“

Das ewige Leben ohne den Zweifel in der Notwendigkeit kommt als reine Erleichterung nach der Erfahrung „Verdacht“ in der Kontingenz. Das letzte „Paradoxon“ ist so unvermeidbar:

– wir sind total frei erst in reiner Unfreiheit der Logik „weder noch“.

Ja! Ja!

Erst dort ist das Zusammentreffen alter Trauer in der Kontingenz mit neuer Hoffnung aus der Notwendigkeit!



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